20.7.24 Es sollte der heißeste Tag des Jahres werden. Am letzten Samstag waren über 25 Kinder im Alter von 4 bis 16 Jahren auf die Sun Valley Ranch nach Enhofen bei Ettenstatt eingeladen, zum Pony-Reiten. Eigentlich nichts Besonderes, aber: Alle Kinder leben meist von Geburt an mit gesundheitlichen Handicaps: z.B. eingeschränkter körperlicher oder geistiger Entwicklung, an einer Form von Autismus oder an spastischen Lähmungen.

Diesen Kindern zauberte das Team um Anna Willmann mit ihren Therapiepferden nicht nur ein "Lächeln ins Gesicht". Für alle Kinder und ihre Angehörigen wurde es auch ein unvergessliches Ereignis. So ging es los: Erst mal langsame Kontaktaufnahme zum Pony, es striegeln oder mit Fingerfarben anmalen. Den Kindern wurde damit die Scheu zu den Pferden spielerisch genommen. Und dann gings in den Sattel und die Kinder konnten in Begleitung von Reittherapeutinnen ihre Runde drehen und Geschicklichkeitsübungen ausprobieren. 

Dabei war auch Moritz aus Wettelsheim, er sitzt wegen einer Spastik im Rollstuhl. Voller Vorfreude lässt er sich von seinem Papa und Reittherapeutin Meike auf das Pony setzen. Stolz wie Oskar dreht er seine erste Runde. Er hat schon Erfahrung, konnte er doch schon auf einem Haflinger reiten. "Aber 'Cessy’ ist nicht so groß, das gefällt mir viel besser," so der gut aufgelegte Junge. Er will anschließend zur Kinderfeuerweh nach Wettelsheim, ein weiteres Event wartet dort auf ihn.

Und gekommen ist auch die zierliche 4-jährige Pelin. Sie kam als extremes Frühchen auf die Welt.  Pelin kann erst seit wenigen Wochen richtig laufen und genießt es sichtlich, zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Perla auf dem kleinsten Pony in der Gruppe zu reiten. Neben ihrer Mama und den älteren Geschwistern freut sich darüber ganz besonders "Wunsch-Oma" Gabriele Wolfram, seit 3 Jahren durch KoKi (Koordinierende Kinderschutzstelle) in der jungen Familie zuhause.

Toghul aus Treuchtlingen leidet an spastischer Lähmung und kann nur kurze Strecken mit dem Rollator gehen. Mit Hilfe von Papa und Reitlehrerin Lena schafft er es auf das Pony, das alles geduldig mit sich machen lässt. Er besucht wie Moritz die Römerbrunnenschule der Lebenshilfe Altmühlfranken in Weißenburg, steht dort vor seiner beruflichen Orientierung. "Ich möchte was mit Computern machen!" So der16-Jährige im Anschluss, der wieder in seinem Rollstuhl sitzend nach Hause fährt.

Anna Willmann betreibt den Ponyhof in Endorf. Als ausgebildete Heilerziehungspflegerin hat sie sich auf das therapeutische Reiten spezialisiert. "Kinder stärken mit Pferdestärken" lautet ihr Credo. Leider übernehmen die Krankenkassen nicht (mehr) die Kosten der für die Kinder sinnvollen und erfolgreichen Therapie. Für ihre Pferde ist es alles andere als selbstverständlich als 'therapeutisches Medium' zu dienen. "Ich bilde meine Pferde deshalb selbst aus. Bereits als Fohlen werden die Pferde allmählich für die Reittherapie vorbereitet!"  Sie müssen sich dabei auch an Kinder und deren Besonderheiten gewöhnen.

Dass das gelungene familiäre Reitevent zustande kam, ist der Initiative des Lions Club Altmühltal zu verdanken, dessen frisch gekürte Präsidentin Dr. Elisabeth Stützer in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe und dem Jugendamt Weißenburg-Gunzenhausen sowie Anna Willmann, von der Sun Valley Ranch dieses "Reiten für Kinder" initiierte. Damit setzt sich der Club - nach "Fliegen für Kinder" vor 2 Jahren wiederum für beeinträchtigte Kinder und Jugendliche in der Region ein. Stützer freute sich über die gelungene Veranstaltung und bedankte sich für die Unterstützung bei den Helferinnen und Helfern, die den Vormittag geplant und durchgeführt haben. „Die Erlöse aus den jährlichen Benefizaktionen Adventskalender, Krapfen-Schmaus oder Altkleidersammlung kommen somit über das Hilfswerk der Lions erneut einem sozialen Zweck, dem Reiten für beeinträchtigte Kinder aus unserer Region zugute!“. So die Bubenheimerin Ärztin am Ende dieses für alle Teilnehmenden und Beteiligten bereichernden Vormittags.

20. Juli 2024

Wilfried Hartl PR, LC